1. Etappe: Sonthofen - St. Anton

Viehscheid
Vier- und zweibeinige Rindviecher des Oberstdorfer Viehscheids

Typisches Allgäuer Herbstwetter - so hatten wir uns unseren ersten Tag nach einer der schönsten Sommerwochen und ebenso großer Vorfreude nicht vorgestellt. Aber so werden wir nur weiter in unserem Vorhaben gestärkt, die Sonnenseite der Alpen möglichst schnell zu erreichen. Also fahren wir, mit wetterbedingter Verzögerung und in Regenmontur unserem ersten großen Hindernis, den garstigen Allgäuer Alpen entgegen.

Als Mission Impossible entpuppt sich schnell die "rastvolle" Suche nach der richtigen Bekleidung. Das ständige An - und Ausziehen begleitet uns jeden Tag und wird irgendwann zwangsläufig zur Routine.

Rappental
Blick aus dem Rappental auf die
heraufziehenden Wolken

Früher als gedacht benötigten wir unsere völlige Konzentration und brillantes Fahrkönnen um überhaupt ins Rappental zu gelangen. Zum Problem werden weniger die vierbeinigen als die zweibeinigen Rindviecher des Oberstdorfer Viehscheids.

Schrofenpaß
Letztes großes Hindernis vor der Paßhöhe
ist die durch den anhaltenden Nieselregen
ziemlich rutschige Leiter

Der Tag bleibt weiter voller Überraschungen: An der ersten ernsthaften Steigung unserer Tour werden wir von einem derart häßlichen Gewitterregen eingeholt, daß wir - naß bis auf die Haut - schon mit dem Gedanken spielen einfach morgen noch einmal zu starten. Umkehren, ohne weiteren triftigen Grund, wäre aber zu schmachvoll, denn Großpapa wanderte "früher trotz Schneesturm zur Biberalp" und bescheinigte auch uns: "Ihr seid doch nicht aus Zucker!" Also: Es hätte auch schlimmer kommen können.

Bei der Weiterfahrt ereilt uns dann das Glück des Tüchtigen. Kurz vor dem Einstieg zum Schrofenpaß läßt der Regen nach und die aufziehenden Wolken verdichten sich nicht weiter zu dickem Nebel.

An den steil abbrechenden Stellen in der Felswand ist der Weg beim Aufstieg breiter als gedacht und wir können uns darauf konzentrieren das Fahrrad möglichst ohne schmerzende Schulter über die hohen Felskanten zu tragen. Letztes größeres Hindernis vor der Paßhöhe ist die durch den anhaltenden Nieselregen ziemlich rutschige Leiter (Zu diesem Zeitpunkt lag die Trinkflasche noch nicht im Graben darunter, wie nach uns fahrende später ehrfurchstvoll berichteten).

Schrofenpaß
Der Weg in der steil abbrechende
Felswand am Schrofenpaß läßt sich oft
nur mit getragenem Rad bezwingen
Schrofenpaß
Verdienter kulinarischer Höhepunkt mit einem Apfel-Zimt Power-Bar

Nach diesen Anstrengungen haben wir uns eine Pause mit einem kulinarischen Höhepunkt verdient. Die nächste Rastmöglichkeit mit vernünftigem Essen ist noch ziemlich weit entfernt, also bleibt uns nichts anderes als ein schmackhafter Power-Bar mit Apfel-Zimt-Geschmack (Als einer der ersten war der noch richtig toll!). Der folgende Downhill versetzt uns auch nicht in Verzückung, da er nur bedingt fahrbar und die eingeschränkte Aussicht einfach nicht richtig toll ist. Außerdem meldet sich hier zum ersten mal das Knie von Lars, und das macht uns große Bedenken. Im Tal angekommen führt der Weg erst einmal auf der Straße über Warth nach Lech.

Flexenpaß
Die Paßhöhe am Flexenpaß

Nach einer Mittagspause beim Italiener beschließen wir, aufgrund der unsicheren Wetterlage und der voran-geschrittenen Tageszeit, nicht über das Formarintal und die Freiburger Hütte nach Dalaas, sondern über den Flexen- und den Arlbergpass nach St. Anton zu fahren.

Am Flexenpass treffen wir auf einen Bikeguide, der uns erzählt, daß die Tour durchs Formarintal auch nicht mehr Höhenmeter habe, aber der Downhill nach Dalaas mittlerweile nicht mehr fahrbar sei. Somit brauchen wir unsere Entscheidung auch nicht bereuen. Gut, daß auf dem Arlbergpass nicht mehr allzuviel Verkehr ist, denn der zieht sich am Ende des Tages länger als einem lieb ist. Nach und nach wird der Rucksack wenigstens um die Verpflegung leichter, und die Straßenabfahrt bis Anton ist ebenfalls nicht sehr anstrengend.

Da wir morgen am oberen Ende von St. Anton ins Verwall starten müssen, suchen wir uns in der Nähe ein Gasthaus ("Pepi Eiter"). Dieses erweist sich im nachhinein als sehr günstig und gut. Von unserem Balkon haben wir eine schöne Sicht auf St. Anton, einen typischen Wintersportort, in dem man im Sommer, außer einer Großbaustelle, auch nicht viele offene Restaurants findet.

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© Lars Kaufmann / Nicole Miller www.schrofenpass.de aktualisiert: 13. Februar 2005