Monte Altissimo di Nago – 2079m

Durch den kräftigen Morgenwind schlagen die Blätter des Kaki-Baumes vor unserem Balkon zusammen und erzeugen das Geräusch von Regentropfen. Um so überraschter bin ich beim öffnen des Rollos über das schönste Wetter. Wir beschließen sofort, heute wieder zu radeln und suchen im Moser Bikeguide nach einer passenden Tour. Nach langer Diskussion einigen wir uns auf die Tour Dosso Dei Roveri (Nr. 34).

Nach dem Frühstück fahren Mama und Resi zum Strand, Lars und ich starten die Tour direkt vor der Haustür. Erst durch den Ort, dann auf einem steilen Schotterweg und auf der kleinen Teerstraße von Nago in Richtung Altissimo, geht’s dem Gipfel stets bergauf entgegen. Mit uns starten zwei Gruppen die Tour. Wir beginnen bewußt langsam und so läuft es, ohne große Pausen, ganz gut. An der Abzweigung zur eigentlichen Tour auf ca. 1300m sind wir noch gut im Tritt und entscheiden uns daher, diesen so schönen Tag zu nutzen und bis zum Gipfel weiter zu fahren. Einziges Problem: wir haben zu wenig Wasser dabei. Auf dem Weg zum Prati di Nago genießen wir die extrem gute Fernsicht, um die Brenta, die Adamello und vielleicht auch die Presanella zu bewundern.

Ein Stück weiter, immer auf der Suche nach fließendem Wasser, beschließen wir dann doch eine wohlriechende Wassertonne anzuzapfen. Mein Durst ist allerdings nicht so groß, und wird auch nicht so groß werden, daß ich gezwungen bin, etwas von diesem widerlichen Wasser zu trinken. Lars hat dagegen so einen großen Durst, daß es ihm sogar relativ gut zu schmeckten scheint.

Bei der Auffahrt lassen wir eine Gruppe hinter uns, die erst deutlich später als wir (aber auch mit einer älteren, gut gebauten Radlerin), von dem langen Anstieg gezeichnet, am Gipfel ankommt. Bei Kilometer 16,5 km und einer Fahrzeit von 2:42 h (3:23 h), beginnt auf ca. 1720m, nachdem aus der Straße ein kurzer Schotterweg wurde, der Fußweg unterhalb des M. Varagna. Die letzten 300 Hm müssen wir meist schiebend zum Gipfel zurücklegen.

Am Bergrücken der Malga Campiglio geht es zunächst steil bergauf und wir lassen die zweite Gruppe hinter uns. Unterhalb des M. di Nago legen wir auf einem flacheren Stück eine Pause ein (Power Bar!), bevor wir die letzten 200 Hm auf steilerem Schotter angehen. Hier kommen uns zwei ältere Frauen mit Leihrädern und verbissenem Gesichtsausdruck entgegen. Die sind garantiert mit der Bahn von Malcesine hochgefahren und haben sich jetzt verlaufen oder sind schlecht beraten worden. Solche Bergtoureinlagen gewohnt, kommen wir relativ frisch am Gipfel an und können die gigantische Rundumsicht voll genießen!

Vom Rifugio Graziani (24 km, 3:50, 5:45) suchen wir uns mit der Wanderkarte, die Moser-Altissimorunde haben wir ja nicht dabei, eine schöne Rückfahrt. Wir fahren auf der Straße über S. Valentino nach S. Giacomo. Einer aus einer Gruppe einheitlich gekleideter Radler, die uns kurz zuvor ganz toll bei der Abfahrt überholt haben und im Wiegeschrtitt (brutal!!) davongezogen sind, fällt fast aus dem Sattel, als er sieht, daß wir sie an der nächsten Kuppe locker wieder einholen. Leider biegen wir gerade hier auf einen Schotterweg ab ....

Dieser wird nach wenigen hundert Metern zum Hohlweg und fällt kurz darauf, mit großen Steinen und losem Schotter übersäht, steil ab und steigt am Gegenhang genauso steil wieder an – super! Der Weg wird wieder besser und wir kommen auf ein Stück betonierte Straße. An einer Kreuzung biegen wir nach Festa ab. Auf den nächsten 4 km geht es auf Forstweg Strada Forestale Brentegana 300 Hm bergauf. Jetzt merken wir die vorangegangenen Anstrengungen allerdings ganz deutlich. Auf Schotterwegen und betonierten Straßenteilen fahren wir über die Malaga Rigotti und die Maso del Pallotta nach Sano. An Obstplantagen vorbei geht es im Tal in Richtung Nago. Der Radweg zum Passo S. Giovanni mit einer unglaublichen Höhendifferenz von 74 Metern zieht sich nach guten 50 km bis hierher ewig. In Nago, einem idyllischen kleinen Dorf, biegen wir links ab und folgen gutgläubig einem Radlerschild Richtung Torbole. Unterhalb des alten Castellos biegt der Weg in einen alten Olivenhain ab. Die Straße ist hier mit rundgefahrenen und rutschigen Steinen gepflastert. An manchen Stellen kommen zu den vielen großen Löchern auch halsbrecherische Absätze, die man zum bremsen aber zu spät erkennt. Völlig durchgerüttelt und mit riesen Lärm kommen wir auf die Straße oberhalb von Torbole, fahren noch ein kleines Sück bergauf und kommen ein Einbahnstraßenschild ignorierend vor unserem Albergo an.

Mama und Resi sind grad im Aufbruch zum Abendessen und wir verabreden uns für später auf einen Cappucchino. Nach dem Duschen laufen wir bei einem traumhaften Sonnenuntergang mit einem riesen Appetit an der Promenade zum Hafen und treffen dort prompt auf unsere beiden Chauffeure. Mit diesem Lokal haben wir endlich die richtige Wahl getroffen und der ausgehungerte Lars bekommt ein wohlverdientes reichhaltiges Menü.

An diesem Abend gönnen wir uns noch ein kleines Eis und fallen später totmüde in unser Bett. Auf unserem Tacho steht jetzt ein Gesamtkilometerstand von 545 km!

 
 
© Lars Kaufmann / Nicole Miller www.schrofenpass.de aktualisiert: 13. Februar 2005