5. Etappe: Trafoi – St. Caterina Valfurva

Ortlergruppe
Blick von der Dreisprachenspitze auf die Gletscher der Ortlergruppe

Gut ausgeschlafen und mit frisch gewaschener Wäsche starten wir nach einem reichhaltigen Frühstücksbüfett zur 15 Kilometer langen und 1200m hohen Auffahrt zum Stilfserjoch (2757m).

Jochstraße
Die schier endlosen Kehren des Stilfser Jochs

Wie jedesmal sehen wir in der Nähe des Hotels Franzenshöhe etliche Murmeltiere, eines dürfen wir sogar aus zwei Meter Entfernung beobachten, bevor es in einem Schuppen verschwindet. Froh um unsere Mountainbikes mit ihren kleinen Berggängen lassen wir einen ungesund klingenden Rennradfahrer 7 Kehren vor der Passhöhe an uns vorbeiziehen.

Fußweg
In engen Serpentinen windet sich die Abfahrt zum Umbrail
Singletrail
Technisch anspruchsvolles Wegstück auf
dem Singletrail zur Bocchetta di Forcola

Leider ist uns auch heute keine freie Sicht auf die Ortlergruppe gegönnt und wir steigen nach kurzer Anziehpause am Joch zur Dreisprachenspitze auf 2843m auf.

Mit dem ersten Downhill des Tages werden wir bereits völlig für die Mühen der Auffahrt entschädigt. In engen Serpentinen windet sich der Wanderweg von der Dreisprachenspitze den steilen Hang hinunter. In rasanter Fahrt erreichen wir dann auf einem breiten Schotterweg den Umbrailpass (2503m).

Gut, daß wir unser nächstes Ziel bereits vom Gegenhang aus gesehen haben, denn der Wanderweg zur Bocchetta di Forcola zweigt unbeschildert im Niemandsland zwischen der Schweiz und Italien ab.

Westliche Ortlergruppe
Westliche Ausläufer der Ortlergruppe mit dem M. Scorluzzo (3094m)
im Hintergrund die Geisterspitze (3465m) und die Hohe Scheide (3431m)
Westliche Ortlergruppe
Die Bergrücken der Cresta di Beit (3075m)

Heute ist das Wetter deutlich besser und wir nehmen die tiefen Temperaturen für die gute Fernsicht gern in Kauf. Der Weg ist meist relativ flach und gut fahrbar, so können wir die Landschaft in vollen Zügen genießen. Auch heute sind die Kemptner eine Stunde vor uns aufgebrochen und wir sehen nur noch ihre Reifenspuren im Matsch. Wir lassen uns da lieber mehr Zeit beim Frühstück!

Bocchetta di Forcola
Bocchetta di Forcola (2768m)

Am Pass treffen wir auf eine Gruppe Italiener, die uns gleich Geschichten vom Pferd erzählen. Unsere Italienisch-Kenntnisse reichen da bei weitem nicht aus. Mit Händen und Füßen schaffen wir es, uns so weit zu verständigen, daß man ein Foto von uns macht.

Bocchetta di Pendoletto
Ein verwitterter Wegweiser auf der Bocchetta di Pendoletto (2790m)

Da man den weiteren Streckenverlauf von hier nicht erkennen kann und die Beschreibung im Moment auch nicht viel nützt, fahren wir bis zum verlassenen Gebäude ab. Von hier haben wir einen sehr guten Überblick über das eingekesselte Gebiet und wir können unser nächstes Ziel und die vielen alten Militärstraßen sehen, auf denen man wochenlang fahren könnte .....

Kiesige Gegend
Totenstille und nichts als kargers Geröll erinnern irgendwie an das Death Valley

Die Totenstille und die weitläufige Gegend erinnern uns irgendwie an das Death Valley und nicht an die gut erschlossenen Alpen.

 

Zerfallener Weg
Der grobschottrige Weg ist teilweise verfallen

Von der Bocchetta di Pendolotto geht es auf einer verfallenen grobschottrigen Piste leicht bergab zur Bocchetta di Pendolo (2704m).

Valle Farcola
Steiler Abhang ins Valle Farcola

Der Weg verläuft weiter in schönen Serpentinen, in denen sich das Rad leicht zum Driften bringen läßt. Wir ärgern uns gerade darüber, daß es zu flach wird, als wir nach einer kleinen Alpe rechts ins Valle Forcola biegen.

Plötzlich fällt der Hang so steil ab, daß die nicht mehr genutzte Piste durch Erosion abgerutscht ist und sich der Rest als loser Schotter auf der Strecke darunter befindet. An manchen Stellen ist der eh schon enge Weg auch völlig weggebrochen.

Eisenbahnschotter
Mit Schwung durch den losen Schotter

Ein wenig an Fahrtechnik braucht man bei der Abfahrt ins Valle Farcola - meistens geht’s mit etwas Schwung eh besser!!

Im Valle Forcola biegen wir auf einen gut gepflegten Kiesweg, dem wir bergab Richtung Bormio folgen. Einen so genialen Downhill über 1400 Hm fährt man selten, aber unsere schlechte Kondition und die Landschaft zwingt uns zu der einen oder anderen Pause.

Val Farcola
Rückblick auf 1400 Hm Downhill

Der Kiesweg führt uns weiter zurück unter die Baumgrenze und wir kommen durch Kiefer- und Tannenwald dem Tal schnell näher. Oberhalb von Bormio treffen wir auf die Straße vom Stilfserjoch. In Bormio hätten wir gerne eine Pause eingelegt, aber wir sind an keinem netten Café vorbeigekommen.

Wir finden, daß es eigentlich an der Zeit wäre, jetzt ein Gasthaus zu suchen. Aber das Schicksal ist uns ungnädig: Wir müssen heute noch ins 12 km und 500 Hm entfernte St. Caterina Valfurva. Die Strecke kommt uns ewig vor, obwohl wir uns bemühen ein gutes Durchschnittstempo zu fahren. Allerdings sind wir dadurch zu kleineren Pausen gezwungen. Als wir St. Caterina, einen schönen Wintersportort, erreichen ist es schon nach 19 Uhr und die Temperatur ist merklich gefallen. Wir fahren ins Dorfzentrum und fragen in einem von außen nicht sehr vertrauenerweckendem Gasthaus nach einem Zimmer. Dieses ist ganz in Ordnung und wir beschließen mit Halbpension abzusteigen.

Gänzlich unerwartet bekommen wir ein hervorragendes Abendessen. Zur Vorspeise gibt es Schinken mit Silberzwiebeln und eingelegten Pilzen. Der erste Gang besteht aus mit Sahne-Käse-Creme gefüllten und überbackenen Crepes mit Tomatensoße. Als Hauptgang entscheiden wir uns für eine Roulade. Es ist eine herrliche mit Met gefüllte Schweinsroulade zu der als Beilage Blattspinat und Kartoffeln gereicht werden. Zum Abschluß bekommt Lars eine doppelte Portion Birnenkuchen.

 

 
 
© Lars Kaufmann / Nicole Miller www.schrofenpass.de aktualisiert: 13. Februar 2005